Spektakel, Drama, Party in der EmslandArena

HSG besiegt Eintracht Hagen mit 39:37

03.03.2024

Wo sollen wir anfangen? Vielleicht so: „Ein Zuschauer in meinem Bereich hätte fast einen Herzinfarkt bekommen", äußert sich ein Ordner direkt nach diesem schier unglaublichen Spiel. Oder so: In nur einer Partie in der laufenden Zweitligasaison fielen mehr Tore als heute in der EmslandArena. Oder so: 35:30-Führung – sechs Tore in Folge für Hagen – dann: Terwolbeck per Kempa auf den allgegenwärtigen Marschall – Sieg in den Schlussminuten. Doch der Reihe nach – schnallt euch an:

Vom heutigen Spiel berichten wir wieder „live" und in Farbe! Schauen wir in die Aufstellungen: Bei der HSG fehlen neben de Boer und Feld auch wieder Kalafut und Pöhle, die ihr Team allesamt in „Zivil" unterstützen – Letzter sogar als weiterer Co-Trainer auf der Bank. Mit im Kader ist Firnhaber, sodass unsere Mannschaft genauso aussieht wie zuletzt in Großwallstadt – plus Jorit Reshöft (Zweitspielrecht Aurich). Bei der Eintracht ist das eingetreten, was befürchtet worden war: Ihr bester Scorer, Rechtsaußen Pierre Busch (105/25), muss verletzungsbedingt passen. Ansonsten sind die zuletzt 7-mal in Folge siegreichen Grün-Gelben komplett.

Und damit los: Die HSG verteidigt im Innenblock wieder mit Simovic und Stryc, zudem sind Marschall und Wasielewski sowie Ritterbach und Lux vor Buhrmester auf der Platte. 0:1 durch Pouya Norouzi. Terwolbeck kommt offensiv für Stryc. Marschall gleicht aus. Das 1:2 folgt prompt, bevor wieder Marschall das 2:2 erzielt. Tempo drin! Und jetzt wortwörtlich: Tempogegenstoß über Marschall – Tor. Buhrmester hält, und wieder geht die Post ab: Ritterbach wirft das 4:2 (5.).

Keine Mannschaft erzielt kurioserweise so wenige 7-Meter-Tore wie der Tabellenvierte aus Hagen … und Buhrmester hält auch gleich den ersten. Weiter ... grandioses Zuspiel an den Kreis: Simovic macht's! Auf der Gegenseite ist der Gästespieler auch frei: drüber. Terwolbeck erhöht, doch umgehend fällt das 6:3 – und Simovic wird auf die Strafbank verwiesen. Stryc ist jetzt am Kreis … und direkt erfolgreich: 7:3. Buhrmester zum Dritten! Marschall setzt noch einen drauf – wer ist hier in Unterzahl? – und Eintracht-Coach Neff reagiert: Erste Auszeit (8:3, 10.).

8:4. Wasielewski: 9:4. 9:5 – nun finden auch die in Schwarz spielenden Gäste im Positionsangriff zunehmend Lösungen. 9:6 durch das dritte Tor von Pouya. 10:6 durch das fünfte Tor von Marschall. Wieder 7-Meter für die Südwestfalen … 10:7 – und noch nicht einmal eine Viertelstunde ist vorbei… Was selten passiert: Zeitspiel droht. Doch Wasielewski kommt durch: 11:7. Auch Stricker verteidigt jetzt mit und kann das 11:8 nicht verhindern. Das 11:9 fällt nach Tempogegenstoß. Auszeit durch Frank Schumann (18.).

Stryc nur an die Latte, doch nach Ballgewinn klappt's im zweiten Versuch besser. Die Antwort der Eintracht folgt, Sekunden später trifft Wasielewski. Nach dem Spektakel in Großwallstadt ist heute wieder sooo viel Tempo im Spiel! Hagen kommt wieder heran, es steht 13:11. Dann gibt's den ersten 7-Meter für die HSG. Lux verwandelt: 14:11. Die Schiedsrichter ziehen den Unmut der Zuschauer auf sich: Zeitstrafe gegen Stryc. Einmal mehr übernimmt Marschall die Verantwortung, steigt hoch und trifft, doch Hagen braucht nicht lange für die Reaktion: 15:12. Lux von Rechtsaußen: 16:12. Dann geht der 7-Meter der Eintracht am Tor vorbei, und Wasielewski erhöht wieder auf +5: 17:12 – sein viertes Tor (24.).

Gegentor (17:13) und dritte Zeitstrafe gegen die HSG (Simovic). Diesmal machen es die Hagener in Überzahl besser, erkämpfen sich den Ball und kommen weiter heran: 17:14. Wasielewski ist weiter treffsicher: 18:14. Der Hagener „Ersatz"-Rechtsaußen Alves leider auch, sein viertes Tor bedeutet das 18:15. Marschall zum 19:15, Hagen verkürzt: 19:16. Dann gibt's die erste Zeitstrafe gegen die Eintracht … deren Keeper den nächsten Ball pariert. Budalic – inzwischen im Tor – kann den Einschlag auf der Gegenseite hingegen nicht verhindern: 19:17. Und dann wird's ganz bitter: Immer noch in Unterzahl, kommen die Gäste per Tempogegenstoß zum Anschlusstreffer. Stryc antwortet. Doch das letzte Wort hat die Eintracht: 20:19 zur Pause – denn ein weiterer Treffer der HSG fällt Sekundenbruchteile zu spät. Wieder steht unser Team zur Halbzeit bei 20 Treffern. In Großwallstadt war der Vorsprung jedoch größer, dieser ist heute in den letzten Minuten auf +1 geschmolzen.

Zweite Halbzeit: Marschall eröffnet: 21:19 – acht von acht. Dann schon wieder 7-Meter: Nur noch 21:20. Ballverlust – und da ist der Ausgleich für Hagen. Wasielewski trifft, dann hält Budalic. Marschall, immer wieder Marschall: 23:21. 23:22. Ballverlust, Ausgleich. Lux. Und wieder Ausgleich für den Tabellen-4. Alles innerhalb von Sekunden.

Die HSG-Fans sind so lautstark wie großartig, doch auch die grün-gelbe Kurve ist zu hören. Nun wieder Marschall, sein zehnter Treffer bringt das 25:24. Zwei Minuten lang fällt kein Tor – das hatten wir heute noch nicht. Doch kurz darauf: 25:25. Dann wird's wieder traumhaft: Terwolbeck per Kempa auf Marschall => 26:25. Ballgewinn, Tor durch Stryc: 27:25. 27:26. 28:26 durch Marschall, doch der Anschluss gelingt den Gästen wieder Sekunden später: 28:27 (41.). Firnhaber ist nun mit von der Partie und trifft: 29:27. Das gelingt Alves nun nicht … Pause für Marschall … Chance auf +3 … der Eintracht-Keeper hält … Budalic pariert ebenfalls … Terwolbeck unnachahmlich: 30:27. Budalic! Stryc, Wasielewski und Marschall schnaufen gerade durch. Zeitspiel droht … noch ein Pass … und Firnhaber trifft trotz Bedrängnis tatsächlich: 31:27 – Auszeit durch Stefan Neff (45.).

31:28. Parade durch den Keeper der Gäste, die auch den Abpraller erwischen. Folge: 31:29. Wieder Ballverlust. Doch: Budalic! Auf der Gegenseite gibt's den zweiten 7-Meter für die HSG. Lux … scheitert. Ballgewinn durch die Defensive der Roten – und Wasielewski stellt auf 32:29 (50.). Wieder Budalic! Chance auf +4 … Torwart Paske ist auf dem Posten … Budalic auch … Auszeit durch Frank Schumann: Die Kranschteim möge beginnen!

Noch neun Minuten. Wasielewski: 33:29. Neben Frank Schumann ist auch Georg Pöhle "on fire" und gibt lautstark Anweisungen für seine Jungs. 33:30. Das 34:30 erzielt Stryc. Dann: Dritte Zeitstrafe und Rot gegen Simovic. Weiter: Stürmerfoul? Nein. Doch der Wurf der Gäste geht am Tor vorbei. In Unterzahl Chance auf +5 … Lux macht's, doch das 35:31 fällt prompt ins leere Tor. Und das 35:32 folgt direkt per Tempogegenstoß. Dann hält Paske abermals und auf der Gegenseite fällt das 35:33 – drei Tore in Folge in weniger als 60 Sekunden für die Gäste. Noch fünf Minuten.

Der nächste HSG-Wurf geht daneben. Hagen erhöht nochmal das Risiko, greift jetzt mit 7 gegen 6 an und wird belohnt: Anschlusstreffer zum 35:34. Schrittfehler. Ausgleich: 35:35. Ballverlust. 35:36. Sechs Tore nacheinander für die Eintracht. Klar begehen die Roten in dieser Phase einige Fehler, doch Frank Schumann hatte vor dem Spiel auch gewarnt: Hagen ist gerade in den letzten zehn Minuten immens stark. Auszeit gut drei Minuten vor dem Ende. Und was ist das? Kapitän Terwolbeck mit Kempa-Anspiel auf – na, wen wohl? – Marschall – Tor: 36:36! Hagen kommt weiter im 7 gegen 6 … und verliert den Ball gegen Firnhaber und Wasielewski, der für Simovic in den Innenblock gerückt ist. Marschall trifft ins Empty Net: 37:36! Dann hält Budalic! Noch 80 Sekunden. Marschall: 38:36!!! Gegenseite: 7-Meter … 38:37. Noch 30 Sekunden … 20 … Marschall an den Pfosten … doch zum Glück: Der Ball springt einem Hagener an den Fuß, also Freiwurf für Rot! Ritterbach setzt den Schlusspunkt – 39:37 – und jubelt auf der Bande vor dem Publikum, das außer Rand und Band ist. Wie unsere Spieler. Ich kann nicht mehr. Nach der PK schreibe ich weiter.

Stefan Neff zeigt sich sehr sportlich und beglückwünscht die HSG zu einem „in der Endabrechnung verdienten" Sieg. Er spricht von einem „wahnsinnig intensiven Spiel", das sich sein Team „etwas weniger wild" vorgestellt habe. In seiner sachlichen Analyse bezeichnet er die Crunchtime-Phase zwischen dem 35:30 und dem 35:36 und danach sogar als „völlig wild", wo am Ende „Nuancen" über Sieg und Niederlage entschieden hätten. Abschließend lobt er die „grandiose Atmosphäre" in der Halle – wie recht er damit hat!

Frank Schumann zeigt sich „unfassbar stolz" auf sein Team, dem es mit seinem Tempospiel gelungen sei, die Serie der Hagener zu brechen. Beispielhaft für die besondere Mannschaftsleistung nennt er seine zwei Torhüter, ins Spiel hereingekommene Akteure wie Stricker und Firnhaber sowie natürlich Marschall. Die Kräfte hätten gut verteilt werden können. Wie sein Trainerkollege schildert er dann auch noch seine Sicht der Dinge in der Schlussphase, in welcher die Eintracht gezeigt habe, warum sie zuletzt 7-mal nacheinander gewonnen habe. Sein Statement endet mit einem herzlichen Dank an die Zuschauer für die „tolle Atmosphäre" und die „tolle Unterstützung". Nebenbei: 2.693 Handballfans waren dabei.

Nochmal kurz ein bisschen Statistik: Der omnipräsente Marschall hat 15 Tore geworfen – HSG-Saisonrekord. Ob in dieser Spielzeit schon einmal ein Zweitligaakteur häufiger getroffen hat, schauen wir bis zur nächsten Woche nach. Wasielewski folgt teamintern mit 8 Toren, vor Stryc (5) und Lux (4/1). Mit dem zweiten Sieg in Folge rückt die HSG in der Tabelle auf Platz 7 vor (24:22 Punkte).

Blick voraus: Am kommenden Samstag, 9. März, spielt Nordhorn-Lingen ab 18 Uhr beim HSC 2000 Coburg. Von den Oberfranken, die der HSG im Oktober eine ganz empfindliche Heimniederlage beibrachten, stoßen im Sommer zwei Akteure zu unserer Mannschaft. Am Freitagabend ließen die Schwarz-Gelben mit einem wahren Paukenschlag aufhorchen: Denn sie gewannen auswärts bei Aufstiegsanwärter Hamm-Westfalen mit 31:27 und schoben sich in der Tabelle auf Rang 6 vor. Die nächste knifflige Aufgabe für unsere HSG – vor einer dann folgenden zweiwöchigen Länderspielpause – steht also bevor. Wir melden uns wieder!

PS: Ein so langer Spielbericht ist auch Rekord – entschuldigt bitte, heute ging's nicht kürzer.